Samstag, 26. Juli 2014

Wo landen unsere Schrottfernseher?

Diese Frage stellte sich Panorama vor einigen Tagen.


Ungefähr 2 Millionen Tonnen Elektroschrott fallen in Deutschland an aber nur 700.000 Tonnen werden fachgerecht wiederverwertet (Quelle: Panorama), warum und wo landet der Rest?

Zum einen muss man wissen: Die fachgerechte Entsorgung und Wiederverwertung von Elektrogeräten ist aufwendig, personalintensiv und teuer. In den Geräten befinden sich neben wertvollem (Gold, Kupfer, Platin, Stahl) auch Gifte und Schadstoffe und nicht alles lässt sich maschinell trennen. Da muss also der Mensch ran mit den entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen.  

Rechtlich ist die Sache klar. Die "Hersteller" sind zur Entsorgung verpflichtet. Der Verbraucher kann seine alten Elektrogeräte kostenlos beim örtlichen Entsorger abgeben, das war's für ihn, schließlich zahlt er beim Kauf eines Neugerätes die Entsorgung seines alten über den Preis mit. 
Das ist der erste Knackpunkt, denn das System ist dem Verbraucher zu kompliziert. Wer fährt schon wegen eines Telefons oder einer Mikrowelle zum örtlichen Entsorger? Das Zeug im Keller sammeln macht auch keiner gerne also landet ein Teil einfach auf der Straße. Vor die Tür gestellt, jemand wird es schon mitnehmen. Es nimmt jemand mit denn E-Schrott ist für Sie Abfall, für andere ist es Gold. Allerdings will der lokale "Schrotti" nur die Kabel, Metalle und vielleicht die Gehäuse, mit dem Rest kann er nichts anfangen. Der landet auf dem Müll. 

Einige Händler nehmen alte Geräte beim Kauf eines neuen kostenlos entgegen. Diese sind dann verpflichtet für die Entsorgung zu sorgen, allerdings ist diese für sie nicht kostenlos also wählen sie den günstigsten Entsorgungsanbieter. Was der dann damit macht ...
Das Gleiche Problem ergibt sich, wenn Geräte über den Gelben Sack entsorgt werden. Die landen dann bei der örtlichen Sortieranlage, werden dort aussortiert und alles was sich verwerten (zu Geld machen) lässt, wird verwertet, der Rest wird verbrannt.

Im Beitrag wurden Fernseher mit GPS-Peilsendern und Batteriepacks ausgestattet, beim Entsorger abgegeben und so auf die Reise geschickt. Das Ergebnis (wenig verwunderlich): Sie landen nicht bei einem Entsorgungsbetrieb und werden dort fachgerecht zerlegt und recycelt. Nein: Sie landen in Afrika.

Der Fehler liegt im System, im Deutschen Elektroschrott Gesetz (EletktroG) und in der Umsetzung. Es wurde eine zentrale Erfassungsstelle eingerichtet, die Stiftung ear. Diese wird getragen von allen, die irgendwas elektronisches verbauen, importieren und verkaufen. Jeder "Hersteller" hat einen lokalen Partner, der sich um die Entsorgung kümmert und meldet jeden Monat seine Tonnagen, die er in den "Verkehr" gebracht, sprich alles, was er auf den Markt geschüttet hat. Was er wieder zurücknimmt, darf er abziehen. Anhand dieser Daten wird der E-Schrott Deutschlandweit verlost, allerdings nur der, der beim örtlichen Recyclinghof anfällt. Alles andere entzieht sich dem System.

Das müssen Sie sich so vorstellen:
Sie bringen Ihren Fernseher zum örtlichen Verwertungshof. Dort wird Ihnen gesagt, in welchen Container Sie den abstellen dürfen. Das Ding ist aber irgendwann voll und damit beginnt die Lotterie. Ein elektronisches System wählt einen "Hersteller" aus, der den Container dort abholen lassen und einen neuen anliefern lassen muss. Nun stellen Sie sich dazu noch vor, der Container steht in München, Ihr örtlicher Partner sitzt aber in Bremen, weil Sie dort Ihren Stammsitz haben. Keiner holt das Ding von München nach Bremen und bringt auch noch einen leeren mit also wird ein "Sub" beauftragt, der sich darum kümmert. Der beauftragt aber eventuell noch einen "Sub" und der ... das ganze entzieht sich der Kontrolle dessen der das beauftragte. Wer den Container am Ende abholt und was der damit macht, wo das Zeug landet, wissen Sie als Hersteller nicht. Sie bekommen aber die Rechnung für die Entsorgung von 5t E-Schrott, 3t Bildschirmgeräte etc. und die entsprechenden Entsorgungs- und Wiederverwertungsdaten.  

Für Sie als Hersteller ist das System nur lästig und kostet Sie nur Geld. Es ist außerdem ein Posten, den Sie nicht kalkulieren können, denn die Menge des Mülls und damit die Höhe der Entsorgungskosten können Sie nicht kalkulieren. Also suchen Sie sich einen Partner, vergewissern sich, dass dieser seinen Job ordnungsgemäß erledigt. Mehr können und wollen Sie nicht wissen. Und da kann man keinem Hersteller einen Vorwurf machen. 

Die Stiftung ear ist eine bahnbrechende Erfindung, höchst kompliziert und völlig am Ziel vorbei entwickelt. Das Problem hat aber nicht nur Deutschland. Alle EU Staaten sind betroffen, denn in allen gilt das WEEE und es hat die Müllmengen in Richtung Afrika nicht wirklich verringert. Die Müllentsorgung dort hin war und ist illegal aber bisher hat kein Gesetz irgendetwas verändert.

Es ist, wie mit der Tonne vor Ihrem Haus. Für Sie ist es Müll und kostet Geld. Mit der Abholung wird daraus aber Gold. Denn auch in Deutschland ist die Verwertung des Mülls und seine Entsorgung eine Ware und die entzieht sich auch noch jeglicher Kontrolle. Das Problem liegt also bei den schwarzen Schafen der Entsorgungsbranche und daran, dass eine "Entsorgung" und Wiederverwertung" in Afrika so sehr viel günstiger ist.

Freitag, 18. Juli 2014

Der Absturz der MH017, ein Unfall?

Ja, irgendwie schon aber das wird den fast 300 Opfern nicht helfen

Heute ist die MH017 über dem Ukrainischen Luftraum abgestürzt - sehr sicher ein Abschuss, wahrscheinlich ein Irrtum.

Die Flugrouten von Europa nach Asien führten bis heute quer über den Ukrainischen Luftraum. Auch wenn der Osten der Ukraine ein Krisengebiet ist. Das ist ja kein Problem, schließlich flogen die Airlines ja schon immer über Krisengebiete. Der Irak, Afghanistan etc. - Die Kämpfe finden ja am Boden statt, das ist in 10.000m Höhe uninteressant. Auch die Meldung, dass über der Ukraine schon mehrere Maschinen der Ukrainischen Luftwaffe abgeschossen worden, spielte bisher keine Rolle. Eine andere Route wird teurer, wegen der höheren Treibstoffkosten.
Auch als am 28. Juni bekannt wurde, dass Kräfte in der Ukraine Luftabwehrraketen erbeuten konnten, war das für die Airlines noch lange kein Grund, die Flugrouten zu ändern. Wir flogen ja schon immer so also warum sollen wir das jetzt ändern. Die Frage, warum man die Systeme nicht schon vorab in einen sicheren Teil des Landes verlegt hat stelle ich an dieser Stelle gar nicht. Es spiegelt aber die Situation in der Ukraine wieder, das einzige Ukrainische U-Boot: ging ja auch verloren.

In der Ukraine sind im Moment mehrere Player aktiv und alle haben unterschiedliche Interessen. Da gibt es zum einen die Ukrainische Regierung, die die Abspaltung der Krim noch lange nicht überwunden hat und die den Staat als ganzes zusammen halten möchte und dennoch intern Grabenkämpfe austrägt. Auf der anderen Seite ist es Russland, dass mit einer pro-westlichen Ukraine nicht leben kann und will und so alles tut, um die Ukraine zu destabilisieren. Allerdings ist eine destabile Ukraine auch nicht in Russischem Interesse und es steckt so nun in einem Dilemma. Dazwischen gibt es die "Pro Russischen" Kräfte. Diese sind eine sehr inhomogene Masse aus Mafia, Oligarchen, Russen, eine Gruppe, die ihre Macht bewahren möchte, mit der neuen "Führung" der Ukraine nicht sehr viel anfangen kann oder einfach patriotisch ist. Unterstütz werden sie aus Russland, was aber wegen der unterschiedlichen Interessen und Ansprechpartner keinen direkten Zugriff hat. Einer der Gründe, warum eine "Befreiung" der OSZE-"Beobachter" mehrere Wochen dauerte.  

Und so kommen wir zu dem, was heute wahrscheinlich passiert ist.
Die MH017 war heute zur falschen Zeit am falschen Ort, denn einer der "pro-russischen" Separatisten wollte sein letztlich erbeutetes Spielzeug SA-11/SA-17 Flugabwehrraketensystem, 9K37 Buk mal wieder ausprobieren, autark. Auf dem Display erscheint eine Maschine, Knopfdruck und ...
Ja, Leute es ist so einfach. Die Systeme sind so, dass mann kein Studium benötigt um sie zu bedienen. Das ist der Sinn sämtlicher Waffensysteme. Die soll jeder bedienen können, nutzt ja nichts, wenn der EINE getötet wird. Eine kurze Einarbeitung oder das Handbuch genügt und zum Lesen hatten sie seit dem 28. Juni ja Zeit. Klar eine Ausbildung hätte schlimmeres verhindert, ist aber bei einem erbeuten System leider nicht möglich, vor allem dann, wenn man "Papa" nicht unterrichtet oder sich von ihm nichts sagen lässt. Hallo Buddelkiste, leider mit 300 toten.

Das Ergebnis:

  • Das Flugzeug liegt am Boden, alle Insassen sind tot.
  • Putin schiebt die Schuld auf die Ukraine, er kann ja auch nicht anders: "Putin says airplane disaster would not have happened if Kiev had not renewed military operation against rebels in east Ukraine" (Quelle: Reuters https://twitter.com/Reuters/status/489875483635744768)
  • Der Konflikt wird wohl eskalieren, woran keiner ein Interesse haben kann.


Wem nützt das?

  • Keinem, keiner der beteiligten Parteien wollte ein ziviles Flugzeug abschießen. Keiner wird daraus einen Nutzen ziehen können, es gibt ausschließlich Opfer und die Situation wird sich verschärfen. Allerdings haben die Airlines ihre Flugrouten geändert und machen um die Ukraine einen großen Bogen.


Wird der Schuldige zur Rechenschaft gezogen: - Im Moment nicht, in Zukunft?

  • Putin kann sich nicht die Blöße geben. Zuzugeben, dass er auf die Kräfte in der Ukraine keinen Einfluss hat, wäre im Moment sehr schlecht also leugnet er.
  • Die Regierung der Ukraine hat auch nicht wirklich ein Interesse daran, es soll Hinweise geben, dass die Maschine von Kampfjets begleitet wurde - Spekulation - wenn die aber stimmen, warum haben sie das Feuer nicht auf sich gezogen (Fragezeichen).


Scheiß Waffen und warum können die in die falschen Hände gelangen?