Diese Frage stellte sich Panorama vor einigen Tagen.
Ungefähr 2 Millionen Tonnen Elektroschrott fallen in Deutschland an aber nur 700.000 Tonnen werden fachgerecht wiederverwertet (Quelle: Panorama), warum und wo landet der Rest?
Zum einen muss man wissen: Die fachgerechte Entsorgung und Wiederverwertung von Elektrogeräten ist aufwendig, personalintensiv und teuer. In den Geräten befinden sich neben wertvollem (Gold, Kupfer, Platin, Stahl) auch Gifte und Schadstoffe und nicht alles lässt sich maschinell trennen. Da muss also der Mensch ran mit den entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen.
Rechtlich ist die Sache klar. Die "Hersteller" sind zur Entsorgung verpflichtet. Der Verbraucher kann seine alten Elektrogeräte kostenlos beim örtlichen Entsorger abgeben, das war's für ihn, schließlich zahlt er beim Kauf eines Neugerätes die Entsorgung seines alten über den Preis mit.
Das ist der erste Knackpunkt, denn das System ist dem Verbraucher zu kompliziert. Wer fährt schon wegen eines Telefons oder einer Mikrowelle zum örtlichen Entsorger? Das Zeug im Keller sammeln macht auch keiner gerne also landet ein Teil einfach auf der Straße. Vor die Tür gestellt, jemand wird es schon mitnehmen. Es nimmt jemand mit denn E-Schrott ist für Sie Abfall, für andere ist es Gold. Allerdings will der lokale "Schrotti" nur die Kabel, Metalle und vielleicht die Gehäuse, mit dem Rest kann er nichts anfangen. Der landet auf dem Müll.
Einige Händler nehmen alte Geräte beim Kauf eines neuen kostenlos entgegen. Diese sind dann verpflichtet für die Entsorgung zu sorgen, allerdings ist diese für sie nicht kostenlos also wählen sie den günstigsten Entsorgungsanbieter. Was der dann damit macht ...
Das Gleiche Problem ergibt sich, wenn Geräte über den Gelben Sack entsorgt werden. Die landen dann bei der örtlichen Sortieranlage, werden dort aussortiert und alles was sich verwerten (zu Geld machen) lässt, wird verwertet, der Rest wird verbrannt.
Im Beitrag wurden Fernseher mit GPS-Peilsendern und Batteriepacks ausgestattet, beim Entsorger abgegeben und so auf die Reise geschickt. Das Ergebnis (wenig verwunderlich): Sie landen nicht bei einem Entsorgungsbetrieb und werden dort fachgerecht zerlegt und recycelt. Nein: Sie landen in Afrika.
Der Fehler liegt im System, im Deutschen Elektroschrott Gesetz (EletktroG) und in der Umsetzung. Es wurde eine zentrale Erfassungsstelle eingerichtet, die Stiftung ear. Diese wird getragen von allen, die irgendwas elektronisches verbauen, importieren und verkaufen. Jeder "Hersteller" hat einen lokalen Partner, der sich um die Entsorgung kümmert und meldet jeden Monat seine Tonnagen, die er in den "Verkehr" gebracht, sprich alles, was er auf den Markt geschüttet hat. Was er wieder zurücknimmt, darf er abziehen. Anhand dieser Daten wird der E-Schrott Deutschlandweit verlost, allerdings nur der, der beim örtlichen Recyclinghof anfällt. Alles andere entzieht sich dem System.
Das müssen Sie sich so vorstellen:
Sie bringen Ihren Fernseher zum örtlichen Verwertungshof. Dort wird Ihnen gesagt, in welchen Container Sie den abstellen dürfen. Das Ding ist aber irgendwann voll und damit beginnt die Lotterie. Ein elektronisches System wählt einen "Hersteller" aus, der den Container dort abholen lassen und einen neuen anliefern lassen muss. Nun stellen Sie sich dazu noch vor, der Container steht in München, Ihr örtlicher Partner sitzt aber in Bremen, weil Sie dort Ihren Stammsitz haben. Keiner holt das Ding von München nach Bremen und bringt auch noch einen leeren mit also wird ein "Sub" beauftragt, der sich darum kümmert. Der beauftragt aber eventuell noch einen "Sub" und der ... das ganze entzieht sich der Kontrolle dessen der das beauftragte. Wer den Container am Ende abholt und was der damit macht, wo das Zeug landet, wissen Sie als Hersteller nicht. Sie bekommen aber die Rechnung für die Entsorgung von 5t E-Schrott, 3t Bildschirmgeräte etc. und die entsprechenden Entsorgungs- und Wiederverwertungsdaten.
Für Sie als Hersteller ist das System nur lästig und kostet Sie nur Geld. Es ist außerdem ein Posten, den Sie nicht kalkulieren können, denn die Menge des Mülls und damit die Höhe der Entsorgungskosten können Sie nicht kalkulieren. Also suchen Sie sich einen Partner, vergewissern sich, dass dieser seinen Job ordnungsgemäß erledigt. Mehr können und wollen Sie nicht wissen. Und da kann man keinem Hersteller einen Vorwurf machen.
Die Stiftung ear ist eine bahnbrechende Erfindung, höchst kompliziert und völlig am Ziel vorbei entwickelt. Das Problem hat aber nicht nur Deutschland. Alle EU Staaten sind betroffen, denn in allen gilt das WEEE und es hat die Müllmengen in Richtung Afrika nicht wirklich verringert. Die Müllentsorgung dort hin war und ist illegal aber bisher hat kein Gesetz irgendetwas verändert.
Es ist, wie mit der Tonne vor Ihrem Haus. Für Sie ist es Müll und kostet Geld. Mit der Abholung wird daraus aber Gold. Denn auch in Deutschland ist die Verwertung des Mülls und seine Entsorgung eine Ware und die entzieht sich auch noch jeglicher Kontrolle. Das Problem liegt also bei den schwarzen Schafen der Entsorgungsbranche und daran, dass eine "Entsorgung" und Wiederverwertung" in Afrika so sehr viel günstiger ist.
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